Ganz versonnen scheint die kleine Küchenschelle aus dem frühlingshaft warmen Heidegras der Sonne entgegenzustrahlen – so entzückt vom wiedergekehrten Frühling, daß sie gleich gar die Sonne selbst in ihrem zauberhaft-zartviolettem Blütenkelch wiederspiegelt .
Doch wehe es ziehen Regenwolken auf!
Huschhusch sind die feinen Blütchen zugeklappt und geschwind noch in ein dickes Mäntelchen aus silbrigen Härchen gehüllt. Ganz betrübt lässt sie nun ihr Köpfchen hängen… ach wenn nur bald die Sonne wieder schiene! Was im April glücklicherweise oft gar nicht so lange dauert, zum Glück für das kleine Pulsatillchen und mich als entzückten Betrachter der kleinen Schönheit.

Die Küchenschelle ist aber nicht nur eine der herzergreifend schönsten Frühlingsblumen, sie ist auch eine herausragende Heilpflanze. Schon mit ihrer zart lila Blüte zeigt sie dem aufmerksamen Betrachter eine Aura feiner Melancholie und unbestimmter Sehnsucht an, ein Wesenszug der vielen Menschen inne ist denen sich beim Anblick der Küchenschelle das Herz öffnet. Ganz oft sind dies Menschen mit einem Hang zu Stimmungsschwankungen wie Aprilwetter: von himmelhoch in die Sonne jauchzend zu regenpitschnass zu Tode betrübt, von einem zum nächsten Augenblick. Das sehnsuchtsvoll-romantische Wesen der zarten Blume zeigt sich dann auch oft in der (Gedanken-) Welt dieser Menschen, in Träumen von Liebesromanzen in Cornwall oder einem glücklichen Sommer auf einer Alm weit oben in der Bergen. Klar, meistens sind das natürlich Frauen oder Mädchen, für die dann die Küchenschelle auch das erste Heilmittel der Wahl ist.
Bei Schlafstörungen mit schwierigem Einschlafen und langem Ausschlafen morgens, die mit einer starken nächtlichen Sehnsucht nach Geborgenheit, Einsamkeit oder Trennungsängsten verbunden sind. Bei Blasenentzündung nach Durchnässung oder Sitzen auf kaltem Boden. Als phytohormonell wirkende Pflanze im Bereich von Menstruationsbeschwerden, in der Geburtshilfe sowie im Klimakterium.
Und vor allem bei einem weiten Spektrum psychosomatischer Beschwerden von (oft wehenartigen) Kreuzschmerzen über juckende Hautausschläge bis hin zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die allesamt auf eine zugrundeliegende Thematik von Kälte und Schutzlosigkeit zurückgeführt werden können.

Verwendet wird die Küchenschelle als Giftpflanze ausschließlich in homöopathischer Zubereitung, vor allem in sehr tiefen Potenzen – gepflückt werden darf sie ohnehin nicht, da sie glücklicherweise im gesamten Alpenraum unter Naturschutz steht.
So daß sich auch unsere Kinder und deren Kinder hoffentlich noch in vielen Jahren an dieser wunderbaren kleine Frühlingsschönheit ihr Herz erfreuen können